Sollen Rentner regelmäßig zum Fahrtest? TÜV für Autofahrer ab 70

70jähriger Rentner, der nachdenklich im Auto aus dem Fahrerfenster schaut und über die von der EU geforderte Nachprüfung grübelt

Die EU denkt über eine einheitliche Verkehrstauglichkeitsprüfung in allen europäischen Mitgliedstaaten nach. Fahrerlaubnisinhaber über 70 Jahren sollen in Zukunft ihre Fahrtauglichkeit alle 5 Jahre nachweisen. 

Dies wird vor allem von den Betroffenen kritisch gesehen. 

Zum einen haben über 70jährige oft eine über 50jährige Fahrerfahrung, mit nicht selten mehreren Millionen gut gemeisterten Straßenkilometern. Man muss den Senioren deshalb eine gewisse Routine zusprechen. Durch diese  langjährige Erfahrung, werden sie oftmals Verkehrssituationen besser lösen als mancher Fahranfänger. Wir Senioren, da spreche ich auch für mich, lassen sich auch nicht mehr auf waghalsige Fahrmanöver und Straßenrennen ein. Wir sind uns unserer Verantwortung im Straßenverkehr bewusst und halten uns in der Regel auch an die Vorschriften.

Die andere Seite der Medaille ist aber auch nicht zu vernachlässigen. Im Alter nehmen Seh- und Hörvermögen und Reaktionsgeschwindigkeit ab. Es schleichen sich allmählich kleine Zipperlein ein. Der Kopf lässt sich nicht mehr so leicht für den Schulterblick nach hinten drehen. Der Wirbelsäule ist nicht mehr so “drehbar” wie noch vor Jahren, wenn es ums Rückwärtsfahren geht. Der Gasfuß braucht vielleicht ein paar Millisekunden länger vom Gaspedal auf die Bremse. Die Anforderungen im Straßenverkehr nehmen jährlich zu und wir Senioren müssen uns darauf einstellen.

Die Statistik

Die statistischen Zahlen sprechen für uns Senioren. Im Jahr 2021 waren lediglich 14,5%  aller an Verkehrsunfällen beteiligten Personen älter als 65 Jahre. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung liegt bei 22,1%. Das bedeutet, dass diese Altersgruppe überdurchschnittlich gut fährt. Wie bereits gesagt, das könnte auf die geringere Risikobereitschaft zurückzuführen sein. Auch an den weniger gefahrenen Straßenkilometern und der meist bekannten Umgebung, in der gefahren wird. 

Vieles spricht dafür, alles zu lassen, wie es ist.

Man  darf aber nicht außer Acht lassen, dass manche Senioren früher, stärker und schneller abbauen als andere und die Fahrsicherheit dadurch gefährdet wird. Dies müsste man aber von Fall zu Fall genauer z.B. durch Fachärzte wie Augenärzte, Ohrenärzte oder Orthopäden  betrachten und gezielt die entsprechenden Konsequenzen einleiten. 

Risikogruppe ab 70 ?

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass z.B. ehemalige berufliche “Vielfahrer” oder ehemalige Berufskraftfahrer plötzlich, da sie 70 und älter geworden sind, automatisch eine Gefahr im Straßenverkehr darstellen sollen. Bis zum Ruhestand mit Ende 60 sollen wir in Zukunft noch mitten im Leben stehen. Wir sind es gewohnt, harte Arbeit zu leisten, komplizierte Maschinen zu bedienen, digital unsere Arbeit zu verrichten oder Führungskräfte zu sein. 

…..und plötzlich:  Ab 70 sind wir eine “Risikogruppe” im Straßenverkehr?

Eine Konsequenz habe ich (zwar nicht ganz freiwillig) vor 2 Jahren gezogen. Nach einem Motorradunfall trennte ich mich von meinem geliebten Motorrad. Vielleicht hätte ich das schon früher machen sollen. Anzeichen habe ich schon vor ein paar Jahren gespürt, als meine Frau plötzlich nicht mehr mitfahren wollte. Vielleicht war das schon ein Zeichen. 

Andere Länder - andere Sitten 

Einige europäische Länder haben bereits ein Verfallsdatum der Fahrerlaubnis in unterschiedlichster Ausprägung.

Freiwillige Überprüfung 

Meine große Hoffnung geht immer noch in Richtung Freiwilligkeit der Überprüfung. Vielleicht zuerst mit einem vertraulichen Gespräch mit dem Hausarzt, der am besten die Leistungsfähigkeit seiner Patienten beurteilen kann und dann gezielt Empfehlungen ausspricht, wenn die eigene und die Sicherheit im Straßenverkehr in Gefahr ist.

Vielleicht können auch z.B. der ADAC oder andere Verkehrsclubs oder spezielle Fahrschulen “Auffrischungskurse” für Senioren anbieten, um diese dann wieder fit für die Anforderungen auf der Straße fit zu machen. 

Das eigene Auto und der Führerschein bedeuten auch gleichzeitig die Teilhabe am Leben, überhaupt wenn man auf dem Land lebt. 

Wir wollen unseren ehemals “grauen Lappen", auf den wir mit 18 so stolz waren, nicht einfach abgeben, nur weil wir einen "Eignungstest" versemmelt haben, weil wir einen "schlechten” Tag hatten.